23. September 2024

Leitfaden Agiles Projektmanagement: Warum agile Methoden mehr als nur Werkzeuge sind

Agile Methoden im Projektmanagement
#Großprojekte
#Projektführung

Im Projektmanagement sind agile Methoden nicht nur Werkzeuge für Flexibilität, sondern verkörpern ein Mindset. Agile Methoden fördern unsere Fähigkeit, Veränderungen aktiv (vor) zu leben und zu gestalten, und stärken unsere Kommunikation und unser tiefes Verständnis für die angewandten Methoden. Indem wir lernen, agil zu denken und zu handeln, können wir nicht nur unsere Projekte, sondern auch unsere Arbeitskultur nachhaltig transformieren. Dabei sollten agile Praktiken leicht zugänglich und direkt umsetzbar sein, um unsere Handlungsfähigkeit zu stärken. In diesem Artikel möchte ich nicht nur agile Projektmanagement-Methoden erklären, sondern auch mit einigen Mythen um agile Methoden aufräumen.

Scrum: Ein agiles Framework für Projektmanagement

Der Begriff Scrum stammt ursprünglich aus dem Rugby (dt. = „Gedränge“), bezeichnet dort einen Spielzug und wird in der agilen Projektmanagement-Welt als Framework genutzt, um Projekte nach agilen Prinzipien zu steuern. Die Methode Scrum hat seinen Ursprung in der Softwareentwicklung, findet aber mittlerweile in vielen anderen Bereichen Anwendung. Es wird vor allem verwendet, um komplexe Projekte zu strukturieren und schrittweise hochwertige Produkte zu entwickeln.

Was ist Scrum?

Scrum ist ein Vorgehensmodell für das Projekt- und Produktmanagement, dessen Hauptziel es ist, Produkte schnell, kostengünstig und in hoher Qualität zu entwickeln – immer entsprechend einer formulierten Vision. Dabei folgt Scrum dem Ansatz, dass Entwicklungen empirisch (auf Erfahrungen basierend), inkrementell (in kleinen Schritten) und iterativ (in wiederholten Zyklen) ablaufen.

Der iterativ-inkrementelle Ansatz

Scrum verwendet einen iterativen Prozess, bei dem das Team in jedem Zyklus (sogenannte Sprints) alle Phasen der Produktentwicklung durchläuft: von der Planung über die Umsetzung bis hin zur Überprüfung und Verbesserung. Diese kontinuierliche Überprüfung sorgt dafür, dass der Prozess empirisch ist, das heißt, das Team lernt aus den Ergebnissen und passt den Prozess fortlaufend an, um das Produkt weiter zu optimieren. Durch dieses schrittweise Vorgehen wird die Produktentwicklung mit jedem Sprint besser und schneller.

Die drei Säulen von Scrum

Das Scrum-Framework basiert auf wenigen Regeln und baut auf drei zentralen Säulen auf:

  1. Transparenz: Alle relevanten Informationen sind für das gesamte Team sichtbar. So wird sichergestellt, dass jeder auf demselben Wissensstand ist und auf dieser Basis Entscheidungen treffen kann.
  2. Überprüfung (Inspection): Regelmäßige Überprüfung der Zwischenergebnisse, um sicherzustellen, dass das Projekt in die richtige Richtung läuft.
  3. Anpassung (Adaption): Nach jeder Überprüfung werden notwendige Anpassungen vorgenommen, um das Produkt und den Prozess zu verbessern.

Die Regeln von Scrum

Scrum selbst ist nicht streng reguliert, sondern gibt wenige, aber klare Regeln vor. Dazu gehören:

Vier Ereignisse (Events):

Sprint: Der eigentliche Entwicklungszyklus, der typischerweise zwei bis vier Wochen dauert.

Sprint-Planung: Zu Beginn eines jeden Sprints wird das Ziel festgelegt und das Team entscheidet, welche Aufgaben umgesetzt werden.

Daily Scrum: Tägliches, kurzes Meeting (max. 15 Minuten), in dem der Fortschritt besprochen wird.

Sprint-Review und Sprint-Retrospektive: Am Ende des Sprints wird das Ergebnis präsentiert und die Arbeitsweise reflektiert.

Drei Artefakte:

Product Backlog: Eine Liste aller Anforderungen und Features, die für das Produkt geplant sind.

Sprint Backlog: Die Aufgaben, die im aktuellen Sprint bearbeitet werden sollen.

Inkrement: Das fertige Zwischenprodukt, das am Ende eines jeden Sprints geliefert wird.

Drei Rollen:

Product Owner: Verantwortlich für den Product Backlog und die Priorisierung der Anforderungen.

Scrum Master: Unterstützt das Team, beseitigt Hindernisse und stellt sicher, dass Scrum richtig umgesetzt wird.

Entwicklungsteam: Die Personen, die das Produkt entwickeln und die im Sprint festgelegten Aufgaben umsetzen.

Der SCRUM Guide

Alle diese Elemente werden im offiziellen Scrum Guide beschrieben, der als eine Art Handbuch für die Anwendung von Scrum dient. Da Scrum bewusst auf wenige Regeln setzt und flexibel bleibt, bietet es Teams die Freiheit, ihre Arbeitsweise auf die jeweiligen Anforderungen des Projekts anzupassen, ohne das Grundgerüst zu verändern.

Scrum ist ein agiles, leichtgewichtiges Framework, das durch seine Einfachheit und Flexibilität überzeugt und Teams in die Lage versetzt, Projekte effizient, transparent und iterativ zu managen.

SCRUM in Kurzform:

  • Zeit und Budget fix, Umfang variabel (Veränderung gehört zum Projekt!)
  • Einfluss der Stakeholder ist konstant im Projekt
  • Anforderungen werden kontinuierlich erfasst (durch Backlog)
  • Ergebnisse werden im Projektverlauf regelmäßig geliefert und bewertet
  • Team managt sich selbst und übernimmt
    zusammen die Verantwortung
  • Kommunikation im kurzen, täglichen Meeting und wenig Dokumentation

Das Agile Manifest

Das Agile Manifest legt die Grundwerte und Prinzipien fest, die den Kern agilen Arbeitens ausmachen. Es betont, dass Individuen und Interaktionen wichtiger sind als Prozesse und Werkzeuge. Das bedeutet, dass die Menschen im Projekt und deren Zusammenarbeit im Vordergrund stehen, da nur durch effektive Kommunikation und Teamwork erfolgreiche Ergebnisse erzielt werden können. Werkzeuge und Prozesse sind zwar hilfreich, aber sie dürfen nicht wichtiger sein als das Miteinander im Team!

Ein weiterer zentraler Punkt ist, dass funktionierende Software (oder ein fertiges Produkt) wichtiger ist als eine umfangreiche Dokumentation. In der agilen Welt zählt das Ergebnis, nicht die Menge an Dokumenten, die es beschreibt. Natürlich sind Dokumentationen notwendig, aber das Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung eines Produkts, das funktioniert und dem Kunden einen echten Mehrwert bietet.

Agile Teams legen außerdem großen Wert auf die Zusammenarbeit mit dem Kunden, statt sich ausschließlich auf Vertragsverhandlungen zu konzentrieren. Der enge Austausch mit dem Kunden ermöglicht es, schnell auf dessen Bedürfnisse einzugehen und das Produkt entsprechend anzupassen. Agile Projekte sehen den Kunden als aktiven Teil des Teams, der kontinuierlich Feedback gibt und den Entwicklungsprozess mitgestaltet.

Schließlich ist es auch wichtiger, auf Veränderungen zu reagieren, als stur an einem Plan festzuhalten. In der Realität von Projekten gibt es immer unvorhergesehene Ereignisse und neue Erkenntnisse, die Flexibilität erfordern. Agiles Arbeiten sieht vor, Pläne als Orientierung zu nutzen, sich aber stets den aktuellen Gegebenheiten anzupassen, um das beste Ergebnis zu erzielen. Dies ist nicht nur eine Theorie, sondern gelebte Praxis in vielen Projekten, die von dynamischen und wechselnden Anforderungen geprägt sind.

Die 12 agile Prinzipien

„Die 12 agilen Prinzipien können wir nicht 1:1 umsetzen. Wir können jedoch daraus lernen.“

  1. Hohe Kundenzufriedenheit durch frühe und kontinuierliche Auslieferung
  2. Veränderungen nutzen als Wettbewerbsvorteil
  3. Lieferung in regelmäßigen, bevorzugt kurzen Zeitspannen
  4. Nahezu tägliche Zusammenarbeit von Fachexperten und Entwicklern
  5. Umfeld und Unterstützung, die motivierte Individuen
    zur Aufgabenerfüllung benötigen
  6. Informationsübertragung im Gespräch (face to face)
  7. Wichtigstes Fortschrittsmaß: Funktionsfähigkeit der Software
  8. Gleichmäßiges Arbeitstempo für eine nachhaltige Entwicklung
  9. Ständiges Augenmerk auf technischer Exzellenz und gutem Design
  10. Einfachheit ist essentiell (KISS Prinzip = Keep it simple, stupid)
  11. Selbstorganisation der Teams bei Planung und Umsetzung
  12. Selbstreflexion der Teams über das eigene Verhalten zur Effizienzsteigerung

Mein Tipp:

Schreibe 2 Minuten lang die Antworten auf:

  • Welche der 12 Prinzipien spricht dich an?
  • Was setzt du bereits um?
  • Was siehst du skeptisch?

Schreibe ohne Filter alles auf – wer weiß, vielleicht wendest du bereits agile Prinzipien an?

Die Rollen im Scrum

Werfen wir einen genaueren Blick auf die Rollen um Scrum und deren Verantwortungsbereiche:

Der Product Owner

  • … erstellt eine konkrete Produktvision!
  • … formuliert fachliche Anforderungen an das Produkt und priorisiert diese
  • … ist immer eine Einzelperson (kein Ausschuss / kein Komitee)

Der Scrum Master

  • … ist dafür verantwortlich, dass Scrum funktioniert und hat die Moderatorenrolle inne
  • … ist nicht der Projektleiter
  • … sorgt für das Gelingen der Kommunikation innerhalb des Teams (mit dem Product Owner)
  • moderiert die Meetings

Das Entwicklungsteam

  • … entwickelt das Produkt!
  • … verantwortet die Lieferung der Produkteigenschaften in der Reihenfolge, die vom Product Owner festgelegt wurde.
  • … organisiert sich selbst.

SCRUM - Die Ereignisse

Sprint Planning

Im Sprint Planning wird der kommende Sprint, also die nächste Etappe im Projekt, geplant. Hierbei werden die Anforderungen, die aus dem Product Backlog stammen, in kleinere, konkrete Aufgaben – sogenannte Tasks – zerlegt. Diese Aufgaben sind so formuliert, dass sie innerhalb eines Tages bearbeitet und abgeschlossen werden können. Das Ziel dieses Meetings ist es, einen Sprint Backlog zu erstellen, der alle Aufgaben enthält, die das Team in diesem Sprint umsetzen wird.

Daily Scrum

Das Daily Scrum ist ein kurzes, tägliches Meeting, das maximal 15 Minuten dauert und in der Regel am Morgen stattfindet. Ziel ist es, den Austausch zwischen den Teammitgliedern zu fördern. Jeder im Team berichtet kurz über drei Punkte:

  • Was wurde seit dem letzten Meeting erreicht?
  • Was sind der Plan oder die Aufgaben für den heutigen Tag?
  • Gibt es Hindernisse oder Probleme, die das Weiterkommen behindern?

Sollten Hindernisse bestehen, kümmert sich der Scrum Master darum, diese aus dem Weg zu räumen, damit das Team effizient weiterarbeiten kann.

Sprint Review

Am Ende jedes Sprints steht eine Sprint Review, bei der das Entwicklungsteam das fertige Zwischenprodukt präsentiert. Während dieser Überprüfung wird das Produkt bewertet, der Product Backlog wird bei Bedarf angepasst, und es wird Feedback vom Product Owner sowie von anderen Stakeholdern eingeholt. In der Sprint Review wird auch die Zielerreichung des Sprints überprüft und die nächsten Schritte für den folgenden Sprint besprochen.

Sprint Retrospective

Die Sprint Retrospective dient nicht der Überprüfung des Produktinkrements, sondern der Verbesserung der Arbeitsweise des Teams. Hier geht es um die kontinuierliche Optimierung der Prozesse im Projektteam, ein Prinzip, das auch als Kaizen (kontinuierliche Verbesserung) bekannt ist. Das Team reflektiert, wie die Zusammenarbeit im letzten Sprint lief, was gut funktioniert hat und was verbessert werden kann, um in künftigen Sprints noch effizienter zu arbeiten.

Product Backlog Refinement

Das Product Backlog Refinement ist ein fortlaufender Prozess, bei dem der Product Owner den Product Backlog organisiert, aktualisiert und präzisiert. Hierbei werden offene Fragen des Teams zu den einzelnen Einträgen im Backlog besprochen, um sicherzustellen, dass die Anforderungen klar und gut verstanden sind. Dieses Meeting hilft dem Team, sich auf den kommenden Sprint vorzubereiten und den Backlog optimal an die aktuellen Prioritäten anzupassen.

Die SCRUM Artefakte

Product Backlog

Der Product Backlog ist die zentrale Sammlung von Anforderungen (Requirements) an das Produkt. Diese Liste wird kontinuierlich weiterentwickelt und vom Product Owner gepflegt. Der Product Owner ordnet die Einträge, priorisiert sie und stellt sicher, dass sie den aktuellen Bedürfnissen des Projekts entsprechen. Dadurch bleibt der Backlog stets flexibel und kann an neue Erkenntnisse oder Kundenanforderungen angepasst werden.

Sprint Backlog

Der Sprint Backlog entsteht, indem aus dem gesamten Anforderungskatalog eine Auswahl an Anforderungen getroffen wird, die das Team innerhalb eines Sprints umsetzen will. Diese Aufgaben bilden die Grundlage für das nächste Produktinkrement, also die neuen Funktionen oder Verbesserungen, die am Ende des Sprints im Produkt sichtbar werden.

Product Increment

Am Ende jedes Sprints steht ein funktionsfähiges Produktinkrement. Dieses Zwischenprodukt fasst alle im Sprint abgeschlossenen Product-Backlog-Einträge zusammen und baut auf den Inkrementen der vorherigen Sprints auf. Das Inkrement muss am Ende eines Sprints fertig („Done“) sein, was bedeutet, dass es sich in einem verwendbaren Zustand befindet und die vom Team definierte Definition of Done erfüllt.

SCRUM – Definition of Done

Die Definition of Done legt fest, wann eine User Story oder das Gesamtprodukt als „fertig“ gilt und die Anforderungen und Bedürfnisse der Kunden erfüllt. Sie dient als klare Checkliste, um sicherzustellen, dass ein Produktinkrement auslieferbar ist. Das Team und der Product Owner legen gemeinsam die Kriterien fest, die für jedes Inkrement erfüllt sein müssen.

Typische Punkte in der Definition of Done sind:

  • Akzeptanzkriterien für jede User Story sind erfüllt.

  • Ein Code- oder Produkt-Review wurde erfolgreich durchgeführt.

  • Entwicklungsrichtlinien (Coding Guidelines) wurden eingehalten.

  • Es sind keine kritischen Fehler bekannt.

Diese Definition stellt sicher, dass am Ende eines Sprints ein auslieferbares Produkt vorliegt, das den Qualitätsanforderungen entspricht.

SCRUM – Definition of Ready

Die Definition of Ready fungiert als eine Art „Türsteher“ für die User Stories im Product Backlog. Bevor eine Story in den Sprint aufgenommen wird, muss sie eine Liste von Kriterien erfüllen, die ihre Qualität und Vollständigkeit sicherstellen. Nur Product Backlog Items, die den Status „READY“ haben, dürfen in einen Sprint.


Beispiele für diese Kriterien sind:

  • Die Akzeptanzkriterien sind klar definiert.

  • Die Story ist verständlich für das gesamte Team.

  • Die Anforderungen sind vollständig und eindeutig beschrieben.

  • Der Umfang der Story ist passend – falls sie zu groß ist, wird sie aufgeteilt.

  • Schnittstellen zu anderen Systemen oder Komponenten sind beschrieben.

SCRUM – weitere Begriffe

Mit der Definition of Ready wird sichergestellt, dass das Team gut vorbereitet ist, um die Story im Sprint erfolgreich zu bearbeiten.

Acceptance Criteria (für die STORY)

  • Konkretisierung, was eine User Story (Product-Backlog-Item = PBI) am Ende des Sprints liefern muss

  • Grundlage zur Abnahme der User Story durch den Product Owner.

  • Akzeptanzkriterien helfen, möglichst objektiv und eindeutig zu prüfen, ob eine Funktionalität so umgesetzt wurde, wie vom Benutzer oder Anwender erwartet.

Agiles Team

  • Hat ein höheres Maß an Autonomie, Selbstbestimmtheit als ein hierarchisch geführtes Team.

  • Meist sind es 4 bis 8 Personen.

Artefakt

  • Elemente des agilen Vorgehensmodells (die nicht Rollen oder Ereignisse/Meetings sind)

  • Produkt Backlog, Sprint Backlog, Produktinkrement (als Sprint-Ergebnis)

Burndown-Chart

  • Stellt die Entwicklung verbleibender Story Points im Vergleich zu einer Ideallinie über die Zeitachse dar.
  • Kann das gesamte Projekt, Releases oder auch lange Sprints darstellen.
  • Auch als Budgetdarstellung möglich

Daily Standup / Daily Scrum

  • Besprechung von Projektteam und evtl. Scrum Master, Product Owner.

  • Wird im Stehen und innerhalb von 15 Minuten durchgeführt.

  • Jedes anwesende Teammitglied beantwortet die drei Fragen:

Sprint

  • Phasen gleicher Länge in Scrum-Projekten

  • User Stories werden durch ein agiles Team umgesetzt

  • Meist 2 - 4 Wochen lang.

Stakeholder

  • Rollen, Personen, deren Interessen, Meinungen, Entscheidungen wichtig sind für den Projekterfolg.

  • In agilen Projekten sind sowohl externe (z. B. Kunden) als auch interne (z. B. interne Entscheider) Stakeholder zu berücksichtigen.

Epiken

  • Sehr große User Stories, die noch in kleinere heruntergebrochen werden müssen, damit sie in einem Sprint erledigt werden können.

Pre-Story

  • Klärt den Sachverhalt, bevor die Story in den Sprint gehen kann – oder um die Story zu konkretisieren.

  • Bspw.: Klärung von Schnittstellen mit Externen, Klärung Datenschutzfragen, Befragung weiterer Stakeholder zur Beschreibung der Akzeptanzkriterien

Story – User Story

  • Beschreibt ein Merkmal /Funktionalität /Anforderung bezogen auf das Projektergebnis.

  • Eine User Story muss in einem Sprint komplett umsetzbar sein.

Scrum Board / Sprint Board

  • Visuelle Steuerungszentrale von Sprints in Scrum-Projekten

Story Points

  • Referenzwert für den geschätzten Umfang, die Dauer zur Umsetzung einer User Story – im Vergleich zu anderen User Stories.
  • Estimation (Schätzung) durch das Team
    • Menge zu erledigender Arbeit
    • Komplexität dieser Arbeit
    • Risiken oder Ungewissheiten bei der Erledigung 
    • Indiv. Schätzung, dann wird gleichzeitig aufgedeckt und im Team bewertet und  entschieden

Swimlanes

  • Scrum- oder Kanban-Boards können vertikal in Swimlanes (Schwimmbahnen) aufgeteilt werden.

  • Auf dem Scrum-Board bekommen oft User Stories eigene Swimlanes.

  • Auf Kanban-Boards kann zum Beispiel eine Swimlane je Teammitglied eingerichtet werden.

Task

  • Aktivität innerhalb der User Story

  • Ein Task (Aufgabe) sollte in einem Tag, bzw. zwischen zwei Standups, zu erledigen sein.

Task Switching

  • Der Übergang von der Bearbeitung einer Aufgabe, eines Themas zu einer anderen.
  • Höheres Maß an Task Switching verursacht erheblichen Produktivitätsverlust.

Time Boxing

  • Aufteilung der zu leistenden Arbeit in Phasen gleicher Taktlänge

  • Sprints in Scrum Projekten sind ein Beispiel für Time Boxing.

Mein Tipp: Schreibe drei Minuten lang:

  • Welche Projekte laufen derzeit ?

  • Welche könnten sich für agile Ansätze eignen?

  • Gibt es ggf. auch Teilbereiche oder Phasen eines Projektes, für die sich agile Methoden eignen?

Schreibe alles auf, was dir einfällt. Nutze diese erste Einschätzung für eine Abstimmung im Team!

Scrum – Stärken, Schwächen, Möglichkeiten

Scrum zeichnet sich durch eine Reihe von Stärken aus, die es zu einem äußerst effektiven und flexiblen Framework für Projektmanagement machen:

  • Schnell Nutzen schaffen: Scrum ermöglicht es Teams, in kurzen Zyklen (Sprints) funktionierende Produkte oder Produktinkremente zu liefern, die sofort einen Mehrwert schaffen.
  • Reaktionsfähigkeit auf Veränderungen: Scrum-Teams sind in der Lage, schnell auf Änderungen in den Anforderungen oder im Marktumfeld zu reagieren, da der iterative Ansatz Flexibilität fördert.
  • Wenige Regeln, leicht verständlich und schnell einführbar: Scrum ist einfach in der Struktur, hat wenige klare Regeln, was es leicht verständlich und schnell umsetzbar macht.
  • Kurze Kommunikationswege: Durch regelmäßige Meetings wie das Daily Scrum bleiben die Kommunikationswege im Team kurz, und Informationen fließen effizient.
  • Hohe Flexibilität und Agilität: Scrum fördert adaptives Planen, sodass Teams ihre Arbeitsweise stetig an neue Herausforderungen und Veränderungen anpassen können.
  • Hohe Effektivität durch Selbstorganisation: Teams arbeiten selbstorganisiert, was die Eigenverantwortung stärkt und gleichzeitig die persönliche Entwicklung jedes Teammitglieds fördert.
  • Hohe Transparenz: Durch regelmäßige Meetings wie Sprint Reviews, Retrospektiven und die Verwendung von Backlogs ist der Fortschritt für alle Beteiligten stets transparent.
  • Zeitnahe Realisierung neuer Produkteigenschaften: Die kurzen Sprints und das inkrementelle Arbeiten ermöglichen die schnelle Realisierung neuer Funktionen oder Produktverbesserungen.
  • Kontinuierlicher Verbesserungsprozess: In der Retrospektive reflektiert das Team, was gut lief und was verbessert werden kann, wodurch ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess etabliert wird.
  • Kurzfristige Problem-Identifikation: Probleme oder Hindernisse werden durch tägliche Abstimmungen frühzeitig erkannt und schnell behoben.
  • Geringer Administrations- und Dokumentationsaufwand: Scrum reduziert den Administrations- und Dokumentationsaufwand auf ein Minimum, da der Fokus auf funktionierende Produkte statt auf ausführliche Dokumentation gelegt wird.

Herausforderungen von Scrum

Trotz seiner vielen Stärken bringt Scrum auch einige Herausforderungen mit sich, die bei der Einführung und Anwendung bedacht werden sollten:

  • Kein Gesamtüberblick über die komplette Projektstrecke: Da Scrum in kurzen Sprints arbeitet, fehlt oft ein klarer Überblick über das gesamte Projekt von Anfang bis Ende. Langfristige Planungen werden schwieriger.
  • Hoher Kommunikations- und Abstimmungsaufwand: Durch tägliche Meetings und ständige Abstimmung kann Scrum zu einem hohen Kommunikationsaufwand führen, was in größeren Teams oder bei parallelen Projekten zur Belastung werden kann.
  • Wenige konkrete Handlungsempfehlungen: Scrum bietet wenig detaillierte Anweisungen zur Umsetzung spezifischer Aufgaben oder Problemlösungen, was zu Unsicherheiten führen kann.
  • Zeitverluste bei zu „defensiven" Sprintplanungen: Wenn Teams aus Vorsicht zu wenig Aufgaben für einen Sprint einplanen, besteht die Gefahr von Zeitverlusten, da weniger Arbeit als möglich erledigt wird.
  • „Tunnelblick-Gefahr" bei ausschließlicher Fokussierung auf Tasks: Die starke Fokussierung auf die Aufgaben im Sprint kann zum Tunnelblick führen, sodass das Team das große Ganze oder langfristige Ziele aus den Augen verliert.
  • Erschwerte Koordination mehrerer Entwicklungsteams bei Großprojekten: In Großprojekten mit mehreren Teams kann die Koordination erschwert sein, da Scrum ursprünglich für kleinere, selbstorganisierte Teams gedacht ist.
  • Potenzielle Verunsicherung aufgrund fehlender Zuständigkeiten und Hierarchien: Da Scrum auf flache Hierarchien setzt, kann dies zu Verunsicherung bei Teammitgliedern führen, die klare Rollen und Verantwortlichkeiten gewohnt sind.
  • Potenzielle Unvereinbarkeit mit bestehenden Unternehmensstrukturen: In Unternehmen mit traditionellen, stark hierarchischen Strukturen kann die Einführung von Scrum auf Widerstand stoßen und schwer in bestehende Prozesse integriert werden.
  • Mögliche Überforderung unerfahrener Kollegen: Unerfahrene Teammitglieder können durch die hohe Eigenverantwortung und Selbstorganisation schnell überfordert sein, besonders wenn sie wenig Erfahrung mit agilen Methoden haben.

Kanban: Eine Methode für agiles Aufgabenmanagement

Kanban (japanisch: kan = Signal, ban = Karte) ist eine ursprünglich von Toyota in den 1950er Jahren entwickelte Methode zur Produktionsprozesssteuerung. Sie wurde geschaffen, um Produktionsabläufe effizienter zu gestalten und hat sich inzwischen als eine populäre Methode zur agilen Aufgabenverwaltung etabliert. Besonders im Projektmanagement wird Kanban genutzt, um Arbeitsprozesse transparenter und flexibler zu gestalten.

Kanban lässt sich hervorragend mit klassischen Projektmanagement-Methoden kombinieren und ermöglicht es, Aufgaben auf eine dynamische Weise zu organisieren. Ein zentraler Punkt von Kanban ist, dass es als Pull-System funktioniert: Mitarbeiter können sich ihre Aufgaben selbst auswählen, sobald sie Kapazitäten frei haben, anstatt Aufgaben direkt zugeteilt zu bekommen.

Vorgehensweise im Kanban-Ansatz:

  1. Backlog anlegen: Zuerst wird ein Backlog erstellt, der alle offenen Aufgaben enthält. Diese Aufgaben werden im Kanban-Board nach ihrem Status sortiert.
  2. Priorisieren: Die Aufgaben im Backlog werden nach ihrer Dringlichkeit oder Priorität sortiert, um sicherzustellen, dass die wichtigsten Aufgaben zuerst bearbeitet werden.
  3. Kanban-Board anlegen: Auf einem Kanban-Board werden alle Aufgaben visualisiert und in verschiedene Phasen (z.B. "To Do", "In Progress", "Done") aufgeteilt. So sieht das Team auf einen Blick, welche Aufgaben anstehen, welche in Bearbeitung sind und welche abgeschlossen wurden.
  4. Stand-Up-Meetings: Tägliche 15-minütige Stand-Up-Meetings helfen dem Team, den Fortschritt zu besprechen, Hindernisse zu identifizieren und sicherzustellen, dass jeder weiß, woran gearbeitet wird.

Durch diese einfache, aber effektive Methode ermöglicht Kanban eine hohe Flexibilität und Transparenz im Arbeitsprozess, was es zu einer idealen Ergänzung für agile Teams macht.

Scrum vs. Kanban: Ein Vergleich

SCRUM und Kanban sind beide agile Methoden, weisen jedoch einige wesentliche Unterschiede auf, die sie für unterschiedliche Projekte und Teams geeignet machen.

Scrum

  • Vorgeschriebene Rollen: Scrum schreibt klar definierte Rollen vor, wie den Product Owner, den Scrum Master und das Entwicklungsteam.
  • Team-spezifisches Board: Jedes Team hat sein eigenes Board, das ausschließlich für dessen Arbeit verwendet wird.
  • Board wird in jedem Sprint neu aufgesetzt: Zu Beginn jedes neuen Sprints wird das Board aktualisiert und neu aufgesetzt, um die Aufgaben für den aktuellen Sprint zu organisieren.
  • Priorisierung aller Einträge im Backlog: Alle Einträge im Product Backlog werden nach Dringlichkeit priorisiert, um sicherzustellen, dass die wichtigsten Aufgaben zuerst umgesetzt werden.
  • Iterationen vorgeschrieben: Die Arbeit erfolgt in festen Iterationen, den sogenannten Sprints, die typischerweise zwei bis vier Wochen dauern.
  • Keine neuen Anforderungen während des Sprints: Während eines laufenden Sprints dürfen keine neuen Anforderungen hinzugefügt werden, um den Fokus auf die vereinbarten Aufgaben zu halten.
  • Schätzungen vorgeschrieben: Das Team muss die Aufgaben im Sprint schätzen, um den Umfang und die Dauer der Arbeit zu planen.

Kanban

  • Keine festgelegten Rollen: Im Gegensatz zu Scrum gibt Kanban keine speziellen Rollen vor, wodurch die Teamstruktur flexibler gestaltet werden kann.
  • Mehrere Teams können ein Board teilen: Ein Kanban-Board kann von mehreren Teams gleichzeitig genutzt werden, was die Zusammenarbeit über Abteilungen oder Teams hinweg erleichtert.
  • Kontinuierliche Pflege des Boards: Das Kanban-Board wird kontinuierlich ergänzt und gepflegt, ohne dass es in regelmäßigen Abständen neu aufgesetzt wird.
  • Priorisierung optional: Die Priorisierung der Aufgaben im Backlog ist in Kanban nicht zwingend erforderlich und kann je nach Team und Projekt flexibel gehandhabt werden.
  • Iterationen optional: Kanban schreibt keine festen Iterationen vor, wodurch Teams flexibel arbeiten und ihre Aufgaben jederzeit abschließen können.
  • Neue Anforderungen jederzeit möglich: Im Gegensatz zu Scrum erlaubt Kanban, dass neue Anforderungen jederzeit in das Board aufgenommen werden.
  • Schätzungen optional: Auch die Schätzung der Aufgaben ist in Kanban optional, was es Teams ermöglicht, weniger Zeit mit Planung und mehr Zeit mit der eigentlichen Arbeit zu verbringen.

Dieser Vergleich zeigt, dass Scrum eine strukturierte und regelbasierte Methode ist, während Kanban mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bietet. Die Wahl zwischen Scrum und Kanban hängt daher stark von den Anforderungen des Projekts und der Arbeitsweise des Teams ab.

HYBRID & Methodenmix für die Praxis

Mein Tipp: Nutze einen Methodenmix für die Praxis (HYBRID).

  • Schreibe kurz in einer Minute auf:
    • In welchen Bereichen/Projekten  kann ein Board für die Teams
      genutzt werden?
    • Was kann ich HEUTE direkt umsetzen?
    • Kann ich mit einem Board mit einem Kollegen für unsere Aufgaben im Projekt starten?

Die PM-Transformation – Der Hybrid-Ansatz

Scrum in seiner Reinform durchzuführen, ist in der Praxis oft schwierig und daher nicht weit verbreitet. Ein typisches Scrum-Team besteht aus 5 bis 9 Personen, die über alle notwendigen Fähigkeiten verfügen, um das Produkt ohne Abhängigkeiten von Dritten zu entwickeln und zu liefern. Der Scrum Master agiert dabei als Servant Leader und sorgt dafür, dass Scrum-Prinzipien und -Praktiken im gesamten Unternehmen bekannt sind und korrekt angewendet werden. Seine Rolle besteht darin, das Team zu unterstützen und Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit die Arbeit effizient durchgeführt werden kann.

Der Product Owner ist für alle Business-Entscheidungen verantwortlich und arbeitet in Vollzeit mit dem Team zusammen. Idealerweise hat der Product Owner keine weiteren Abhängigkeiten außerhalb des Teams und kann sich voll auf die Produktentwicklung konzentrieren. Am Ende jedes Sprints liefert das Team eine "Potentially Shippable" Lösung – also eine funktionsfähige Produktversion, die sofort an den Kunden ausgeliefert werden könnte. Wenn dies nicht erreicht wird, gilt der Sprint als nicht erfolgreich.

Diese strikte Herangehensweise zeigt jedoch, dass Scrum in Reinform oft nur in Entwicklungsprojekten wirklich effektiv ist. In vielen anderen Projekten und Organisationen, besonders in solchen, die nicht rein software- oder produktorientiert sind, stößt dieses Modell auf Hürden. Es gibt oft Abhängigkeiten, komplexe Strukturen und zusätzliche Anforderungen, die Scrum nicht vollständig abbilden kann. Aus diesem Grund wird in der Praxis häufig ein Hybrid-Ansatz bevorzugt. Dieser kombiniert agile Methoden wie Scrum mit traditionellen Projektmanagement-Ansätzen, um die Flexibilität und Effektivität von Scrum zu nutzen, ohne die realen Gegebenheiten der Organisation zu ignorieren.

Ein Hybrid-Ansatz erlaubt es, Scrum-Praktiken zu integrieren, ohne die strikten Regeln der Reinform einzuhalten, und bietet so eine anpassungsfähigere Lösung für komplexe, bereichsübergreifende Projekte.

Werfen wir nochmal einen Blick auf die klassischen PM-Methoden:

Vorteile des traditionellen Projektmanagements

Das traditionelle Projektmanagement bietet eine Reihe von Vorteilen, die insbesondere bei gut planbaren, langfristigen Projekten geschätzt werden:

  • Weitgehend festgelegter Projektablauf: Zu Beginn des Projekts wird ein detaillierter Ablaufplan erstellt, der eine klare Struktur vorgibt und den gesamten Projektverlauf präzise festlegt. Dieser Plan bietet Sicherheit und Orientierung für das gesamte Team.
  • Verbindliche Endtermine: Der Endtermin wird bereits zu Projektbeginn verbindlich festgelegt und oft vertraglich vereinbart. Dies schafft Klarheit und Verlässlichkeit für alle Beteiligten.
  • Feste Ressourcen: Die benötigten Ressourcen – sowohl personelle als auch materielle – werden für die gesamte Projektdauer fest zugeordnet. Dies ermöglicht eine optimale Auslastung und Ressourcenplanung, da Engpässe oder Doppelbelegungen weitgehend vermieden werden.
  • Klare Kostenstruktur: Die Projektkosten werden vor Beginn vertraglich vereinbart. Dies ermöglicht eine sichere Budgetplanung und sorgt dafür, dass das Projekt innerhalb der finanziellen Vorgaben bleibt.
  • Traditionelles Controlling: Klassische Controlling-Methoden lassen sich ohne Anpassungen direkt auf das Projekt anwenden. Kostenkontrolle, Fortschrittsberichte und Abweichungsanalysen sind klar definiert und leicht umsetzbar.
  • Planung und Steuerung sind intuitiv: Das Planen, Überwachen und Steuern des Projekts erfolgt auf Grundlage von etablierten, gut verständlichen Methoden, die auf allen Managementebenen nachvollziehbar sind. Dies erleichtert die Kommunikation und Abstimmung im gesamten Projekt.
  • Effizientes Nachforderungsmanagement und Change Management: Da der ursprüngliche Plan als klare Referenzgröße dient, fällt es leichter, Nachforderungen zu bewerten und das Änderungsmanagement durchzuführen. Jede Änderung kann mit den ursprünglichen Projektzielen und -vorgaben verglichen werden, um deren Auswirkungen präzise abzuschätzen.

Diese strukturierten, planbaren Prozesse machen das traditionelle Projektmanagement besonders geeignet für Projekte mit stabilen Anforderungen und wenig Spielraum für kurzfristige Änderungen.

Nachteile des traditionellen Projektmanagements

Trotz der strukturierten und planbaren Natur des traditionellen Projektmanagements bringt dieser Ansatz auch einige Nachteile mit sich, insbesondere bei dynamischen oder unsicheren Projekten:

  • Hoher Aufwand bei Änderungen: Änderungen während des Projekts sind oft mit erheblichem Aufwand verbunden. Jede Anpassung erfordert eine Überarbeitung der Pläne, was zu Verzögerungen und zusätzlichem Ressourcenaufwand führen kann.
  • Domino-Effekt bei Planänderungen: Sobald Pläne aktualisiert werden müssen, können diese Änderungen zu einem Domino-Effekt führen. Verschiebungen in einem Bereich wirken sich oft auf andere Teile des Projekts aus, was den gesamten Zeitplan gefährden kann.
  • Ungeeignet bei unklaren Anforderungen: Für Projekte mit unklaren oder sich entwickelnden Anforderungen ist das traditionelle Projektmanagement weniger geeignet. Da der Leistungsumfang zu Beginn festgelegt wird, fehlt die notwendige Flexibilität, um auf sich ändernde Bedürfnisse oder neue Erkenntnisse zu reagieren.
  • Hohe Risiken in dynamischen Umfeldern: In hochriskanten oder sich schnell verändernden Umfeldern stößt das traditionelle Projektmanagement an seine Grenzen, da es auf stabile Bedingungen ausgelegt ist. Diese Projekte erfordern eine höhere Flexibilität, die durch fixe Pläne nicht geboten wird.
  • Eingeschränkte Steuerungsmöglichkeiten im Projektportfoliomanagement: Traditionelle Methoden bieten dem Projektportfoliomanagement weniger Steuerungsmöglichkeiten, da Leistungsumfang, Termine und Kosten von Anfang an fixiert sind. Dies erschwert eine dynamische Priorisierung oder Anpassung von Projekten innerhalb eines Portfolios.
  • Kaum Möglichkeiten zur Beschleunigung: Da die Planung fixiert ist, bieten sich nur begrenzte Möglichkeiten zur Beschleunigung des Projekts. Änderungen in der Planung können das gesamte System destabilisieren, sodass schnelleres Arbeiten oft nicht realisierbar ist.
  • Große zeitliche Puffer: Um den vereinbarten Endtermin sicherzustellen, werden oft große zeitliche Puffer eingeplant. Diese Reserven führen jedoch häufig zu einer ineffizienten Nutzung der Ressourcen, da sie nicht immer benötigt werden, aber dennoch blockiert werden.

Diese Nachteile machen das traditionelle Projektmanagement weniger geeignet für dynamische, komplexe Projekte oder solche, die häufigen Änderungen unterliegen. In solchen Fällen können agilere Methoden eine flexiblere und anpassungsfähigere Alternative bieten.

Projektmanagement-Transformation – Hybrid-Ansatz

Die Transformation der Projekt-Organisation hin zu einem Hybrid-Ansatz verbindet die Vorteile beider Welten: klassisches und agiles Projektmanagement. In der Realität lässt sich keine Organisation strikt in ein vollständig agiles oder klassisches Modell einordnen – stattdessen entsteht eine gemischte oder hybride Struktur, die Elemente beider Ansätze nutzt, um auf die spezifischen Anforderungen und Dynamiken des jeweiligen Projekts zu reagieren.

In einem solchen Hybridmodell werden Veränderungen als integraler Bestandteil der Projektarbeit verstanden. Sowohl agile als auch klassische Methoden kommen zum Einsatz, je nachdem, was für die jeweilige Phase des Projekts oder die Projektumgebung am besten geeignet ist.

Was benötigen wir für den Hybrid-Ansatz?

  • Die Umstellung auf agile Methoden sollte als fortwährender Prozess betrachtet werden, der sich stetig weiterentwickelt. Ein einmaliges Umstellen ist selten erfolgreich, da agiles Arbeiten kontinuierliche Anpassung und Verbesserung erfordert.

  • Ein guter Scrum-Master entwickelt sich erst im Laufe der Zeit, indem er Erfahrung sammelt und das Team auf die Besonderheiten der agilen Methoden hinführt.

  • Ebenso braucht die Selbstorganisation im Team Zeit, um sich zu entfalten. Teams müssen lernen, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen eigenständig zu treffen, was durch regelmäßige Iterationen und Feedbackprozesse unterstützt wird.

Bedeutung im Multiprojektmanagement

Besonders in einem Multiprojektmanagement, etwa innerhalb einer Klinik oder großen Organisation, gewinnt der Hybrid-Ansatz an Bedeutung. Durch die Kombination von klassischem und agilem Projektmanagement können die Projekte innerhalb einer komplexen Struktur effektiver gesteuert werden. Die Balance zwischen stabilen, vordefinierten Plänen und flexiblen, anpassungsfähigen Prozessen hilft, die speziellen Anforderungen jeder Projektumgebung zu erfüllen und gleichzeitig die Gesamtstrategie der Organisation zu unterstützen.

Eine bewusste Bewertung der spezifischen Projekte in einer Klinik oder ähnlichen Strukturen stellt sicher, dass sowohl agile als auch klassische Methoden bedarfsgerecht eingesetzt werden. So entsteht eine anpassungsfähige und zugleich strukturierte Projektkultur, die langfristig auf Erfolg ausgerichtet ist.

Mindset-Arbeit in der Projektmanagement-Transformation: Mit dem richtigen Bewusstsein zum Erfolg

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die erfolgreiche Umsetzung agiler Methoden in Projekten ist die Mindset-Arbeit bzw. das Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass es stetige Veränderungen und Lernprozesse geben wird. Agile Methoden leben davon, dass sich die Beteiligten aktiv in den Prozess einbringen und flexibel auf neue Herausforderungen reagieren. Um dieses Mindset zu verankern, ist prozessbegleitendes Coaching für den Scrum Master und das Team ein wichtiges Element. Es unterstützt dabei, die agilen Prinzipien nicht nur theoretisch zu verstehen, sondern sie auch im Alltag aktiv zu leben.

Leben und Anwendung agiler Prinzipien

Agile Prinzipien entfalten ihre volle Wirkung nur, wenn sie in der Praxis wirklich gelebt werden. Dabei geht es nicht darum, Methoden kompliziert zu gestalten, sondern darum, diese leicht und effizient anzuwenden. Der Fokus liegt auf der kontinuierlichen Verbesserung und Offenheit für Veränderungen, was wiederum das richtige Bewusstsein erfordert - beim Individuum und im Team.

Mein Tipp für alle Projekte: Bewusstsein entwickeln

In jedem Projekt, jedem Meeting und jeder Aufgabe sollte man zu 100 % dabei sein. Die volle Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu richten, ist entscheidend, denn nur so können Lösungen effektiv gestaltet und beschleunigt werden. Durch volle Präsenz und “bewusst im Moment sein” in jeder Interaktion kann man Hindernisse schnell erkennen und dann auch kreative Lösungswege entwickeln.

Fazit: Bewusstsein beschleunigt Lösungen

Die Bereitschaft, sich immer weiterzuentwickeln, gepaart mit voller Aufmerksamkeit und Präsenz in allen Projektphasen, ist meiner Meinung nach der Schlüssel, um agile Methoden erfolgreich zu implementieren und das volle Potenzial der Teams auszuschöpfen.

Information und Literatur

  • SCRUM Guide
  • © Beratung Katja Schäfer, Inhalten und angepassten Abbildungen

Abbildungen dieser Präsentationsinhalte
in Anlehnung an Bruno Jenny

Projektmanagement – Das Wissen für den Profi
Bruno Jenny
Buch | Hardcover, 1116 Seiten
2019 | 4. vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019
vdf Hochschulverlag - 978-3-7281-3967-2 (ISBN)