26. August 2024

Resilienz und Eigenverantwortung im Projektmanagement

Eigenverantwortung im Projektmanagement
#Projektführung
#Bewusstsein
#Projektkrise

Was macht Projekterfolg wirklich aus? Ich denke, dass sich der Erfolg in anspruchsvollen Projekten nicht allein durch Fachwissen und technische Fähigkeiten einstellt. Vielmehr sind es Resilienz und ein hohes Maß an Eigenverantwortung, die nachhaltigen Erfolg ermöglichen – besonders in Großprojekten wie denen in Unikliniken, wo der Druck hoch und die Komplexität groß ist. Dieser Artikel reflektiert meine Überzeugungen und Erfahrungen und lädt jeden im Projektmanagement ein, sich aktiv mit den Themen Resilienz und Eigenverantwortung auseinanderzusetzen, um sowohl beruflich als auch persönlich zu wachsen.

Resilienz ist lernbar

Es beginnt mit einer grundlegenden Frage: Will ich lernen, resilient zu sein oder warte ich darauf, dass andere – sei es das Projekt, der Arbeitgeber oder die Kollegen – sich ändern müssen, damit sich meine Situation verbessert? Resilienz ist lernbar, und dieser Lernprozess ist ein zentraler Bestandteil meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung geworden. Die Fähigkeit, resilient zu sein, beginnt mit der Entscheidung, persönlich zu wachsen und sich zu entwickeln. Es geht darum, proaktiv zu sein und das Bewusstsein für die eigenen Grenzen und Möglichkeiten zu schärfen.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie man Resilienz trainieren kann, empfehle ich Ihnen diesen Artikel: Resilienz im PM - Der Schlüsselfaktor für Projekterfolg

Bewusstsein und Eigenverantwortung kultivieren

Bewusstsein zu schaffen und Eigenverantwortung zu übernehmen bedeutet, nicht passiv darauf zu warten, dass mein Arbeitgeber die Rahmenbedingungen verbessert. In Zeiten, in denen die Arbeitsbelastung zunimmt und die Produktivität potenziell sinkt, ist es verlockend, die Verantwortung abzugeben und in einen Modus des Überlebens zu wechseln. Doch gerade dann ist es entscheidend, proaktiv zu handeln. Dies bedeutet, klare Grenzen zu setzen und offen zu kommunizieren, was machbar ist und was nicht, um Missverständnisse zu vermeiden und selbst eine Kultur der Offenheit und des realistischen Zielmanagements zu fördern.

Grenzen setzen – aber wie?

Im Kontext von Resilienz und Eigenverantwortung im Projektmanagement begegnen wir oft der Herausforderung, Grenzen zu setzen. Es ist wichtig zu unterscheiden zwischen einer restriktiven Haltung, die oft betont, was alles nicht möglich ist – eine Einstellung, die ich nicht fördern möchte – und einer flexiblen Herangehensweise, die durch kreatives Denken und einen Perspektivwechsel oft zu überraschenden Lösungen führen kann. Es geht darum, nicht vorschnell Möglichkeiten auszuschließen, sondern offen zu bleiben für neue Ansätze und Lösungen.

Zudem ist es entscheidend, das Bewusstsein für die individuellen Unterschiede zu schärfen: Menschen sind verschieden, und das beeinflusst, wie sie arbeiten und wie sie am besten funktionieren. Einige benötigen eine ruhige und störungsfreie Umgebung, um produktiv zu sein, während andere gerade dann aufblühen, wenn sie komplexe Probleme lösen dürfen. 

Mit dieser Differenzierung lassen sich nicht nur Missverständnisse vermeiden, sondern wir fördern auch eine Kultur, in der Eigenverantwortung und proaktives Handeln im Vordergrund stehen. Indem wir ein tiefes Verständnis für die individuellen Stärken und Bedürfnisse entwickeln, können wir eine Arbeitsatmosphäre schaffen, die sowohl unterstützend als auch herausfordernd ist und somit das Beste in jedem Teammitglied zum Vorschein bringt.

Der Schlüssel zur Selbststeuerung

Warum warten, bis die Situation unerträglich wird? Es geht nicht immer alles auf einmal, und das muss man auch klar kommunizieren können. Die Freiheit, zu entscheiden, was jetzt getan werden muss und was warten kann, ist eine Form der Resilienz. Wenn ich klar ausspreche, was machbar ist und was nicht,sorge ich nicht nur für mich selbst, sondern auch dafür, dass das Projekt nicht in eine Krise gerät.

Diese Eigenverantwortung hilft, nicht nur reaktiv, sondern proaktiv zu handeln, um die eigene und die Gesundheit des Teams zu schützen.

Priorisierung und Fokus

Ein weiteres wichtiges Thema ist, Arbeitsbelastung richtig zu managen und die Dinge richtig zu priorisieren. Oft wird zu viel erwartet, und es ist wichtig, dass man lernt, klar zu kommunizieren, was machbar ist und was nicht. Also empfehle ich, einfach die Führungskraft aufzusuchen und transparent zu sein. Nur im Gespräch kann sich die Situation entschärfen und es tauchen Lösungswege auf, die vorher nicht sichtbar waren.

Teamdynamiken und verborgene Ressourcen

Oft liegt das Problem nicht darin, dass zu viel Arbeit auf zu wenige Schultern verteilt wird, sondern dass die Verteilung ungleich ist. Vielleicht gibt es im Team jemanden, der unterbeschäftigt ist und dessen Kapazitäten besser genutzt werden könnten. Hier kommt die Resilienz ins Spiel: Sie ermöglicht es mir, Lösungen zu finden, auch wenn sie nicht sofort offensichtlich sind. Es geht darum, die Arbeit im Team so zu verteilen, dass alle Kapazitäten optimal genutzt werden und niemand über- oder unterfordert ist.

Die Kraft der bewussten Selbstreflexion

Um überhaupt ein Gespür dafür zu entwickeln, wann etwas zu viel wird oder nicht machbar ist, braucht es Selbstreflexion und großes Bewusstseins über das eigene Handeln. Das Bewusstsein darüber, welche Freiräume existieren und wie diese aktiv genutzt werden können, spielen eine wesentliche Rolle dabei, Veränderungen im eigenen Arbeitsumfeld zu schaffen.

Lesen Sie hier mehr über Führung und Bewusstsein im Projekt.

Unternehmenskultur und individuelle Verantwortung

Ich betone oft, dass es entscheidend ist, nicht allein auf Initiativen des Arbeitgebers zu warten, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Jeder im Team trägt Eigenverantwortung. Es geht darum, sich nicht in eine passive Rolle zu begeben, sondern aktiv für die eigene Gesundheit und Arbeitsqualität einzustehen. Auch wenn die Unternehmenskultur generell unterstützend ist, liegt die letzte Verantwortung bei jedem Einzelnen von uns. 

Hier sehe ich oft eine Tendenz, in eine Opferrolle zu fallen, besonders wenn der Druck im Projektmanagement hoch ist. Die Herausforderung besteht darin, diese Haltung zu überwinden und eine proaktive Lösungssuche zu initiieren. Es geht nicht nur darum, Probleme anzusprechen, sondern selbst aktiv nach Lösungen zu suchen und diese auch umzusetzen.

Was man nicht ausspricht, kann man auch nicht ändern.
Katja Schäfer

Langfristige Perspektiven erkennen

Resilienz bedeutet auch, zu erkennen, dass es Lösungen geben wird, auch wenn der Weg dorthin noch nicht klar ist. Manchmal ist man doch in einem Umfeld, das Resilienz fördert – die Freiheit, die eigene Arbeit selbst zu gestalten und bewusst zu leben. Diese Erkenntnis ist besonders wichtig, wenn man sich im metaphorischen Hamsterrad befindet: Es treibt mich zwar an, aber nur das, was zur Routine geworden ist.

Proaktives Handeln in der Krise

Eine Krise kündigt sich oft früh an. Wenn ein Projektmitglied nicht weiterkommt, ist es essentiell, dass dies kommuniziert wird. Nicht in Form von Lamentieren, sondern als konstruktiver Dialog, der nach Lösungen sucht. Hier ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt und die richtige Form der Kommunikation zu wählen. Und vor allem: Mit wem ich dabei kommuniziere, ist wichtig. Es bringt nichts, das Thema ständig nur unter Kollegen anzusprechen, wenn die eigentliche Person, die davon erfahren müsste, gar nicht miteinbezogen wird. Die Führungskraft!

Transparenz und kontinuierliche Entwicklung

Ein weiterer Aspekt von Resilienz und Eigenverantwortung ist die transparente Kommunikation eigener Ziele und Fortschritte. Wenn ich klar kommuniziere, was ich erreichen möchte und wo ich Schwierigkeiten habe, stärkt dies nicht nur meine Position, sondern auch das gesamte Team. Eine regelmäßige Retrospektive, die reflektiert, wie ich arbeite und welche Fortschritte ich mache, ist entscheidend.

Abschließende Gedanken

Resilienz im Projektmanagement ist nicht nur eine persönliche Fähigkeit, sondern eine, die das gesamte Projektumfeld stärkt. Jeder Einzelne im Team hat die Verantwortung, nicht nur seine Aufgaben zu managen, sondern auch seine Arbeitsweise kontinuierlich zu hinterfragen und anzupassen. Dies schafft ein robustes Fundament für den Projekterfolg und persönliches Wachstum.